Ich stehe seit 25 Jahren im Berufsleben. Dabei habe ich verschiedene Branchen und Positionen kennen lernen dürfen. Seit 7 Jahren führe ich mein eigenes Beratungsunternehmen. Aber ein Thema hat auch mich bis jetzt begleitet. Das Kinderthema und die Frage „…und wie steht es mit eigenen Kindern?“. Jetzt stehe ich praktisch auf der anderen Seite und fühle Bewerbern auf den Zahn. Dennoch habe ich zu diesem Thema eine ganz klare Meinung. Darum dreht sich auch mein heutiger Beitrag. Außerdem zeige ich euch mein Outfit vom Maxima Award vor einigen Wochen.
Ich habe lange Zeit keinen Kinderwunsch gehabt und mich nach dem Studium um meine Karriere gekümmert. Ich habe diesen Schritt nie bereut und mein Leben in vollen Zügen ausgekostet. Privat wurde ich von meiner Familie auch nie zu eigenen Kindern gedrängt oder gefragt. Ganz im Gegenteil! Meine Schwester hat meine Eltern schon im Alter von 18 zu Großeltern gemacht. Die waren so gar nicht begeistert und waren eigentlich immer der Meinung dass man sich gut überlegen sollte ob man überhaupt Kinder in die Welt setzt. Meine Schwester hat mittlerweile 4 Kinder und ich 2 ;-). Also von dieser Seite wurde ich nie zu eigenen Kindern gedrängt oder mit Fragen bombardiert.
Im Job allerdings hing dieses Thema ständig in der Luft. Bei den Aufnahmeprüfungen als Flugbegleiterin waren damals Blutuntersuchungen die auch Schwangerschaft und HIV überprüften gang und gäbe. Unter dem Vorfand der Flugtauglichkeit konnte man natürlich gut argumentieren.
Später nach meinem Studium bin ich dann in eine Management Trainee Programm eingestiegen. Da wurde ich das erst Mal mit der „Kinderfrage“ in einem Bewerbungsgespräch konfrontiert. Wie die meisten anderen Bewerber habe auch ich damals diese Fragen alle brav beantwortet. Damals wusste ich auch noch gar nicht dass diese Fragen gar nicht zulässig sind. Im Zuge meines Traineeprogramms während meiner Ausbildung hatte ich dann einmal einen Kreislaufzusammenbruch und musste ins Krankenhaus. Es dauerte nur wenige Stunden bis ich Besuch von meinem Vorgesetzten im Krankenhaus bekam der mich dann gerade heraus gefragt hat, ob es vielleicht sein könne, dass ich schwanger wäre. Weil das müsse er vor Ablauf meiner Befristung einfach wissen. Diese unangenehme Situation ist mir bis heute in Erinnerung geblieben!
Ich hätte noch einige solcher Anekdoten aus meinem Berufsleben, aber ich denke diese Erfahrungen teile ich mit fast allen Frauen. Die meisten werden irgendwann mit diesem Thema konfrontiert, wenn auch nur unterschwellig.
Ich habe mir geschworen bei meinen eigenen Mitarbeiterinnen dieses Thema nie anzusprechen. Warum auch? Wer halbwegs schlau ist, wird ja sowieso das blaue vom Himmel erzählen oder diese Fragen gar nicht beantworten. So habe ich es dann auch während aller meiner Führungsjob durchgezogen. Dennoch konnte ich oft nicht verhindern dass männliche Kollegen dieses Kinderthema bei jeder Gelegenheit „auspackten“.
Auch wenn ich jetzt auf der Beraterseite stehe und natürlich meinen Kunden verpflichtet bin, versuche ich dieses Thema nie konkret anzusprechen. Dass ich meine weiblichen Bewerberinnen mit Kinder zu dem Kinderbetreuungsthema befragen muss, fällt mir schon schwer genug. Denn so gut wie jedes Unternehmen mit dem ich jemals zusammengearbeitet habe, möchte wissen ob die Betreuung geregelt ist. Schade dass die Betreuung noch immer automatisch den Frauen und Müttern zugeordnet wird. Kaum jemand würde je auf die Idee kommen einen männlichen Bewerber nach der Betreuung seiner Kinder zu fragen. Aber das Spiel funktioniert leider noch immer nach diesen Spielregeln.
Wie gesagt, die Kinderfrage bei Bewerbungsgesprächen und im Job ist eine jener Fragen, die ihr NICHT beantworten müsst. Genauso wie eure Religionszugehörigkeit ist auch die Familienplanung PRIVAT und für euren (zukünftigen) Arbeitgeber nicht relevant.
Für ein positives Gesprächsklima bei einem Bewerbungsgespräch, möchten allerdings die meisten Frauen diese Frage doch in der ein oder anderen Weise beantworten. Ich empfehle bei Coachings meinen Bewerberinnen immer den Weg zu gehen, bei dem sie sich am Wohlsten fühlen.
- Ihr könnt diese Frage einfach mit der Begründung der Unangemessenheit ablehnen
oder - Ihr erzählt in ein paar Sätzen was ihr euch davor zu diesem Thema zurecht gelegt habt
Warum ich persönlich diese Kinderfrage für Schwachsinn halte:
- Selbst wenn eine Frau den perfekten Partner für die Familienplanung gefunden hat, weiß keine Frau wann und ob sie überhaupt schwanger wird.
- Umgekehrt kann eine Frau keinerlei Kinderwunsch hegen und dann trifft sie auf den richtigen Partner und innerhalb kürzester Zeit ändert sich alles.
Was ich mir für die Zukunft wünsche? Rahmenbedingen für Frauen mit Kinder, damit sie ihre beruflichen Wünsche und Ziele unabhängig von ihrer privaten Konstellation erreichen können. Und eine Gesellschaft die aufhört, Frauen für Ihre Entscheidung für oder gegen Kinder zu werten.
Wie erlebt ihr das? Seid ihr im Job schon mit dieser Kinderfrage konfrontiert gewesen und wie geht ihr damit um?
Ich freue mich über euer Feedback!
eure Verena
Infos zu meinem Outfit:
Rock und Oberteil: Zara
Schuhe: Aquazzura (schwarz), Fendi (pink) – beides über mytheresa.com
Tasche: Minibag (hier geht es zu meinem Beitrag über die Minibag und zu den Bezugsquellen) und Saint Laurent
Uhr: Cartier
Ring: Anna Inspiring Jewellery
Beitrag: Verena, Fotos: Miriam Mehlman Fotografie
19 Comments
Ich arbeite Gott sei Dank in einem Unternehmen wo diese Frage nicht gestellt wurde. Ich traue das meiner Firma aber auch nicht zu, dass sie sowas beim Bewerbungsgespräch stellen.
Generell sehe ich diese Frage als sehr unangebracht an. So wie du sagst, man kann nie genau sagen ob man sich Kinder wünscht oder nicht. Wenns dann passiert ist, ists eben passiert. Außerdem mache ich meinen Beruf deswegen nicht besser oder schlechter.
Alles Liebe,
Julia
https://www.missfinnland.at
Ja das die Frage immer noch gestellt wird, zeigt wohl wie weit wir gekommen sind in der Gesellschaft. Ich wurde das aber nie gefragt muss ich sagen, wahrscheinlich strahle ich schon aus das ich immer einige Kinder wollte ;-).
Wir haben ja gut verteilt mit den Kindern, 4 Kinder von 18 bis noch nicht ganz 2.
LG aus Norweger
Ina
ich freue mich ja total, dass du dieses Thema auch hier auf deinen „Blogger-Tisch“ bringst sozusagen … und noch viel mehr freue ich mich über deine offene, fast neutrale Haltung dazu – aber wie immer habe ich es kaum anders erwartet 😉
ich kann inzwischen ein Lied von der lästigen Frage singen, wie es mit meien Ü-30 denn mit Kindern ausschaut 😉
ich finde es großartig, wenn Frauen die sich Kinder wünschen, das alles stemmen … aber ich würde mir auch wünschen, anderen Frauen ebenfalls einzuräumen, dass sie sich keine Kinder wüschen – leider wird man da immer noch leicht abgestempelt in unserer Gesellschaft …
liebste Grüße auch,
❤ Tina von liebewasist.com
Liebe was ist auf Instagram
Ich wurde das zum Glück auch noch nie gefragt. Zudem ändert das doch nichts an den Qualifikationen der Person ob sie Kinder hat oer nicht. Man ist nur ggfs nicht mehr ganz so flexibel oder braucht guten Rückhalt in der Familie. Wären für mich beides keine Ausschlusskriterien einen Job an die Person zu vergeben.
Liebe Verena,
ein toller Beitrag. Ich bin Mama von drei Kindern und bin froh, dass ich solche Erfahrungen nicht machen musst. Weder nach dem Studium noch an irgendeiner Ecke meiner Karriere. Allerdings kann ich das Thema „Betreuung“ rauf und runter berichten. Der absolute Wahnsinn. Meinen Mann fragt man das übrigens nie. Ich bin wirklich gespannt, wann sich das einmal ändert.
Herzliche Grüße
Anja von https://pinkshape.de
Ich bin das zum Glück noch nie gefragt worden, wüsste aber auch nicht, wie ich da reagieren würde 😀
Dafür machts mich immer ganz wahnsinnig, wenn ich im Bekanntenkreis die ganze Zeit gefragt werde… Geht ja keinen was an… :/
Alles Liebe, Katii – Süchtig nach…
Das ist ein sehr interessanter Beitrag. Ich bin in meinem Berufsleben in mehreren Vorstellungsgespräch danach gefragt worden. Bis auf ein einziges Mal konnte ich immer guten Gewissens antworten, dass das noch kein Thema für mich sei.
Als es dann aber ein Thema war, fühlte ich mich so durch die (wie Du schon schreibst nicht erlaubte Frage) in die Enge gedrängt, dass ich einfach ohne lange nachzudenken dieselbe Antwort wie die Male zuvor gegeben habe. Ich hasse es zu lügen, aber hätte ich die Wahrheit gesagt, wäre ich gar nicht in die engere Auswahl gekommen.
Das Lustige daran war im Endeffekt, dass ich wenige Wochen später herausgefunden habe, dass ich zum Zeitpunkt des Gespräches bereits schwanger war. Dadurch hatte sich der Jobwechsel dann sowieso erledigt :-).
Liebe Grüße
Kathrin
http://addictedtofashionbykathrin.de
Super Beitrag! Ich bin mit der Frage noch nie konfrontiert worden, hab mich mit dem Kinderthema aber auch noch nicht so beschäftigt. Ich weiß nur, dass ich aktuell zu egoistisch dafür bin. 🙂
Und toller Look auch, was für eine Farbe!
Liebe Grüße,
Verena von whoismocca.com und thepawsometyroleans.com
Ich wurde noch nie danach gefragt, jedenfalls nie direkt. Aber man darf ja lügen und könnte behaupten, keine Kinder bekommen zu können. Dann fühlt sich der Fragende hoffentlich schön schlecht. 😉
Nein, kenn ich nicht – Gott sei Dank! Wobei 2 meiner Kinder in der DDR geboren wurden und wenn es auch sicher nicht alles rosig war – Kinderkriegen und Kinderbetreuung war kein Thema, das war bestens organisiert und auch als alleinstehende Mutter (nach der Scheidung) konnte ich immer ohne Probleme voll arbeiten. Später (1999) kam unser Nesthäkchen zur Welt und auch da hatte ich einen familienfreundlichen Chef und eine super gute Kita (dieselbe wie bei den Großen) – welch ein Glück!
Tolles Thema. Dank einem kinderlieben Arbeitgeber, muss ich mir in meinem jetzigen Job über dieses Thema keine Gedanken machen. Privat ist das natürlich eine andere Sache. Wenn man ü30 ist und ohne Kind, wird man manchmal schon komisch angeschaut. Naja, wir probieren es erst einmal mit einem Hund. Und den kann ich zum Glück mit auf Arbeit nehmen 😉
Liebst, Daniela
Diese Frage wurde mir bisher auch noch nie gestellt. 🙂
Dein Look sieht übrigens klasse aus!
Liebe Grüße,
Melanie
Ein schickes Outfit.
Zur Kinderfrage.. ja ich glaube, da kommt kaum eine Frau dran vorbei.
Selbst jetzt mit über 50 werde ich beim Röntgen noch gefragt, ob ich schwanger bin.
Zwar eher als eine Feststellung, denn einer Frage, aber sie kommt promt.
Schlimmer finde ich die Frage, was machen sie wenn das Kind krank ist..
Meine Antwort war dann irgendwann… ertränken.
Da hatte ich die Aufmerksamkeit.
Wenn ich mich bewerbe, dann habe ich für alles einen Plan. Wenn ich erzählt habe, wer alles auf meinen Sohn aufpassen könnte, da hieß es dann, sie haben es aber gut. Nein habe ich nicht, denn ich war alleinerziehend und das habe ich mir nicht wirklich ausgesucht.
Also ich persönlich hasse diese Kinderfrage.
LG Sabana
Das ist ein interessantes Thema mit dem wir tatsächlich alle schon einmal konfrontiert wurden. Da ich mittlerweile seit fast 10 Jahren gemeinsam mit meinem Partner selbstständig tätig sind, kam diese Frage zum Glück nicht sehr oft von seitens der Arbeitgeber. Aber die Familie und auch Freunde fragen regelmäßig nach, da man nun doch in einem Alter ist, wo man sich mal Gedanken darüber machen könnte 😉
Ich persönlich würde und habe auch diese Frage immer ehrlich beantwortet, da ich für mich kein Problem darin sehe oder gesehen habe. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, wie schwer es als Unternehmen sein kann. Man sollte sich auch immer in die andere Rolle versetzen und versuchen die Lage zu verstehen.
Ich wünsch dir ein tolles Wochenende,
Liebe Grüße
Marya
Ich bin damals mit dieser Frage auch konfrontiert worden und habe natürlich so geantwortet, dass ich den Job bekomme – wer macht das nicht. In diesem Zusammenhang ärgert mich aber sehr oft, dass viele Unternehmen am liebsten die ganzen jungen Frauen einstellen, sich dann wundern, wenn diese nach wenigen Jahren schwanger werden und dann meckern. Ich kenne einige ältere Frauen, die händeringend nach einem Job suchen, bei denen das Thema Familie schon komplett durch ist, aber die sind den Arbeitgebern wieder zu alt (mit Mitte 40!) – ohne Worte…
Mir wurde die Frage auch sehr oft gestellt, aber wie du schon sagst, wenn man schlau ist, weiß man, wie man auf bestimmte Fragen zu antworten hat.
Arg finde ich, dass man diese Untersuchungen bei Flugbegleiterinnen regelmäßig durchgeführt hat!!
Habe auch keinen Kinderwunsch und bin noch mit meiner Karriere beschäftigt, obwohl die biologische Uhr eigentlich schon mal ticken sollte ^^
LG Petra
http://www.kirschbluetenblog.at
Ich hab schon mal von einem Bekannten der in einer Firma gearbeitet hat in der ich mich beworben hatte erfahren dass meine Absage die Begründung hatte: „Die ist Mitte 20, die wird nur Schwanger …“
Ich nehme das immer noch persönlich da mir die Frage nach meiner Planung nie gestellt wurde und die Antwort damals wie heute eine klares: „Ich will keine Kinder“ gelautet hätte.
Aber wenn man keine will und dazu steht wie ich, dann wird man von Männern belächelt und von anderen Frauen verurteilt …
liebe Grüße,
Sonia
http://www.yellowgirl.at
Erstmal: Du siehst suuuupertoll aus! Bin absolut begeistert von der Farbe deines Kleides.
OMG so schön 🙂
Und zu deinem Beitrag: ich bin 23 und bekomme als Single ständig die Frage, ob ich denn schon wieder jemanden hätte oder wann ich mir denn Kinder vorstellen könnte.
Das ist oft ganz schön nervig. Aber auch das werde ich übersehen. 🙂
Wishes, Kat
[…] einigen Wochen (hier) habe ich euch einen Beitrag zum Thema Kinder bei Bewerbungsgesprächen geschrieben. Die […]